Circular Economy
Circular Economy auf den Weg bringen
Ein Gespräch mit Karin Huber-Heim und Stefan Blachfellner, über ein Projekt von und für Engagierte.
Ihr habt mit Circular Futures, respACT und designaustria das Circular Economy Forum Austria ins Leben gerufen. Das Bertalanffy Centers for the Study of Systems Science hat dabei eine wichtige Rolle übernommen. Könnt´ ihr uns ein bisschen davon erzählen?
Huber-Heim: In Österreich hat die Unterstützung für Unternehmen gefehlt, die einen wichtigen Teil der Systemveränderung bewerkstelligen müssen. Um diese Lücke zu schließen, wurde die Initiative Circlular Economy Forum Austria begründet. Das Bertalanffy Center hostet das Forum, bietet den interdisziplinären Raum für Reflektion und sichert die Unabhängigkeit des Forums, während es gleichzeitig verbindend wirkt.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Stiftung?
Blachfellner: Das Bertalanffy Center wurde als Verein gegründet. Die Finanzierung ermöglichte den Aufbau eines Instituts sowie die Aufbereitung des Nachlasses von Ludwig von Bertalanffy, einem österreichischen Biologen und Begründer der allgemeinen Systemlehre. Der Stifter hat sich klare Konzepte und Erfolge erwartet, in diesem Sinn werden Jahresberichte für die Stiftung, sowie zur Erlangung der Spendenbegünstigung erstellt. Die Prüfung der Zweckwidmung der finanziellen Mittel durch Wirtschaftsprüfer*innen stellt Transparenz her und gibt dem Stifter Sicherheit. Eine inhaltliche Einmischung hat es eigentlich nie gegeben. Für unsere Forums-Projekte wünschen wir uns zukünftig gerne Stifter*innen, die sich das Thema Kreislaufwirtschaft auf die Fahnen heften und Teil dieses Wandels sein möchten.
Welchen Beitrag leistet das Forum für die Kreislaufwirtschaft?
Huber-Heim: In Österreich bedeutet der Begriff Kreislaufwirtschaft derzeit noch vor allem „Recycling“. Wir arbeiten daran, dieses Narrativ zu verändern und versuchen mit und für Unternehmen neue zirkuläre Wertschöpfungskreisläufe zu entwickeln. Dabei sollen neue Ecosysteme mit innovativen Beziehungs- und Verhaltensmuster entstehen. Für diese Systemänderung braucht es bei Unternehmen strategisches und operationales Wissen und auch das Aufzeigen von bestehender Good Practice. Das ist der Grund, warum wir neue Ausbildungsprogramme für Unternehmen sowie Fachhochschulen entwickeln. Gut angenommen werden auch unsere Best Practice Reisen, um Unternehmen zu besuchen, die einen Systemwandel bereits durchgeführt haben oder interdisziplinäre Experten-Roundtables, wie etwa der letzte im Rahmen der internationalen Circular Week 2021 zur Rolle von Design in einer Kreislaufwirtschaft mit über 120 Teilnehmenden.
Ein anderes Format sind die Challenge Labs (Anmerkung der Redaktion: Multi-Stakeholder Workshops zur Erarbeitung innovativer Lösungen), dort werden Fragestellungen von Unternehmen in experimentellen Settings bearbeitet, dabei kann sich wirklich Neues bilden. Unsere Cross-Industry Dialogues sind dem oft noch vorgelagert und stehen für Innovation und die Bildung neuer, ungewöhnlicher Allianzen.
Wie würdet Ihr eure größten Herausforderungen beschreiben?
Huber-Heim: Es ist die Zeit- und Ressourcenknappheit. Wir sollten viel mehr sein, es funktioniert nicht im Kleinen, die Systemänderung geht eigentlich nur im Großen.
Blachfellner: Aber auch die Rahmenbedingungen, denen Unternehmen unterworfen sind, machen die Arbeit nicht leicht, so sind z.B. Finanzmanagement-Instrumente nicht auf ergebnisoffene, kollaborative Arbeit vorbereitet.
„Wir sind ein inklusives Format, das möglichst viele bewegen möchte.“
In welcher Form kann man bei euch mitmachen oder sich beteiligen?
Blachfellner: Unternehmen können Förderpartner des Forums werden, einzelne Experten können sich als Wissens- und Kompetenzpartner oder Advisor einbringen. Die niederschwelligste Form der Beteiligung ist die Teilnahme an unseren kostenlosen Webinaren oder Roundtables.
Ihr seid im Rahmen der Zukunftsworkshops und damit auch für den Verband gemeinnützig Stiften Botschafter*innen der Kreislaufwirtschaft und habt als Vorzeigebeispiel das Startup blün eingebracht. Warum?
Huber-Heim: blün züchten in einer Aquaponik-Anlage ressourcenschonend und nachhaltig Welse und produziert mit dem Fisch-Abwasser Fruchtgemüse. Sie haben von Beginn an regenerative Kreisläufe für ihre Lebensmittelproduktion überlegt und realisiert und auch die Lieferung von Fisch und Gemüse erfolgt klimaneutral durch die österreichische Post. Das Kreislaufs-Geschäftsmodell von Blün bietet eine Alternative zur Massenproduktion von Lebensmitteln und sorgt für einen nachhaltigen, lokalisierten Anbau – einen “Farm to Fork”-Konsum schon lange bevor die EU-Kommission mit dem Green Deal diese Richtung vorgab. Daher ist diese Pionierleistung aus unserer Sicht ein schönes Vorzeigeprojekt.
Lesen Sie das gesamte Interview mit Karin Huber-Heim und Stefan Blachfellner
Director,
Circular Economy Forum Austria
Karin Huber-Heim ist Kreislaufwirtschaftsexpertin mit langjähriger internationaler Erfahrung.
"Wir geben Unternehmen auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft eine Stimme. Wir verschaffen EntscheidungsträgerInnen und UmsetzerInnen interdisziplinäres Know-How und Ideen für innovative Geschäftsmodelle durch Wissenstransfer, Austausch und Vernetzung.“