Geschichten vom Tun

Kunst abseits der Ratio: Judith Fegerls „converter"

Ein emotionales Angebot, um mit dem Narrativ „wir sollen, wir müssen, es wird weniger“ umgehen zu können. Judit Fegerl erzählt im Video zu ihrer Kunstinstallation „converter“, wie Kunst gesellschaftlich wirken kann, um „sein zu dürfen, ohne sein zu müssen“.

„Lasst uns der Natur das zurückgeben, was sie uns gegeben hat“

Frau vor einer Metall Skulptur
©cornucopia

Die Künstlerin Judith Fegerl hat für den Innenhof des MuseumsQuartier in Wien die Solarskulptur „converter“ geschaffen, die tagsüber Sonnenlicht in Strom umwandelt, nachts violett leuchtet – und neues Licht auf unseren Umgang mit Energie, Technologie und Umwelt werfen soll.

„Ich glaube, dass die Kunst, oder Künstlerinnen und Künstler, gerade in einer Zeit wie jetzt, etwas ganz Wichtiges anbieten können. Nämlich diesen anderen Blick, diese andere Möglichkeit“, sagt Fegerl. Beim Thema Klimakrise, das eine Veränderung unserer bisherigen Lebensweise in sich trägt, das mit sehr viel Ernsthaftigkeit betrachtet wird und mit Angst besetzt sei, könne Kunst einen anderen Ausblick anbieten, auf einer anderen Ebene wirken und so möglicherweise Druck verringern.

Die Künstlerin will mit ihrer Arbeit dazu beitragen, einen anderen Bezug zu Technologie zu entwickeln, über den rein funktionalen, nutzenbasierten hinaus. Sich der Funktion zu entziehen, sei zentraler Bestandteil ihrer Arbeiten. „Ich glaube, dass das Funktionieren-müssen etwas ganz Furchtbares ist“, sagt Fegerl. „Deshalb ist es in meinen Arbeiten so drinnen, dieses Einmal-sein-dürfen, ohne sein zu müssen. Dieses Durchatmen, das ist ganz wichtig.“

Hände, die etwas löten
©cornucopia


Im Kontext Klimakrise und Änderung unserer Lebensweise brauche es mutige Leute, die sich trauen, sich auch kurzfristig unbeliebt zu machen, um dann langfristig das Richtige getan zu haben, sagt Fegerl. „Evident nötige Entscheidungen“ sollten schneller getroffen werden können.
Judith Fegerl setzt sich seit Jahren künstlerisch mit Energie als Medium und Werkstoff auseinander. Ihr Kunstwerk „converter“ ist ein hybrides Gebilde aus Stahl, Photovoltaikpaneelen, Licht und elektronischen Komponenten. Während die Photovoltaikpaneele tagsüber Sonnenenergie in elektrische Energie umwandeln, die ins Stromnetz eingespeist wird, spendet die Skulptur den Besucher:innen Schatten. Nachts kehrt sich das Produktionsverhältnis um und die Skulptur wird zur Konsumentin der zuvor eingespeisten Sonnenenergie: Sie strahlt intensives Licht in violetter Farbe ab.

Bild von einer Metall Skulptur bei Nacht
©cornucopia

„Ich möchte, dass die Kunst oder die Arbeiten, die ich mache, einen sich selbst versorgenden Anteil haben, dass sie mehr zurückgeben, als sie selber konsumieren“, sagt Fegerl. Als Künstlerin sehe sie sich auch hier in der Verantwortung. Auf dem Sockel der Solarskulptur steht ein Satz aus dem Film Valerian and the City of a thousand Planets von Luc Besson und Virginie Besson-Silla geschrieben: „habaï ne sï natena, se paï tanïmena“ – „Lasst uns der Natur das zurückgeben, was sie uns gegeben hat.“

http://judithfegerl.net/
https://www.mqw.at/ihr-besuch/mq-public-art/judith-fegerl-converter